Wednesday, June 25, 2014

Fans.

Sobald eine Band in eine neue Musikrichtung übergeht - meistens bei der dritten CD - spaltet sich das Fanlager wirklich jedes Mal in zwei Gruppen:

A) "Was ist aus euch geworden? Ihr seid mainstream geworden, back to the roots!"
B) "Super, das gefällt mir, mal was Neues. Alle, die jetzt nicht mehr die Band hören, nur weil sie was neues ausprobieren, sind keine wahren Fans!"

So, erstmal zu Gruppe A:

Sagen wir, ich stimme zu 75% zu. Viele Bands verändern über die Jahre ihre ursprüngliche Musikrichtung, mit der sie viele Fans ergattert haben, immer in die Mainstreamrichtung. Es wird ganz ganz selten mal etwas Neues ausprobiert, das meiste ist einfach abgekupfert von den momentanen Trends und wird dann meistens als "Wir wollten was Neues ausprobieren" abgetan. Ich persönlich finde das immer sehr schade, weil man ja nicht anfängt eine Metalband zu hören, damit man nach einem Jahr Dubstep hört. Zwar wird durch den Wechsel eine größere Gruppe an Leuten angesprochen (beziehungsweise eine andere, also neue Gruppe an Leuten) und mehr Leute beschäftigen sich nun mit der ursprünglich guten Musik, aber meistens werden einfach nur Hypefans angezogen, die dann leider der Band damit den erhofften kommerziellen Erfolg erzielen lassen. Die Band ist dadurch natürlich angetan und bleibt so gut wie immer auf der Schiene. Konzerte werden zum Kotzen, weil die besagten Hypefans häufig im Teenageralter sind und sich kreischend in die vordersten Reihen drängen und den sängaa soo sweet findn.
Was ich allerdings an den Musikwechseln gut finde, ist, dass für Abwechslung gesorgt wird. Spätestens nach der dritten soliden CD wird eine Band langweilig. Die Musik mag zwar noch gut sein, aber es ist schwierig, sein eigenes Genre dreißig Mal neu zu erfinden beziehungsweise so klingen zu lassen, als wäre die komplette Diskographie nicht ein einziger Song. Einige Bands kriegen das super gewuppt, bleiben immer bei ihren Wurzeln, treiben vielleicht mal ein bisschen aus, aber klingen nie gleich, bei anderen langweilt man sich manchmal schon nach einer Platte.
Noch dazu kommt das "Erwachsen werden". Punk/Rockbands haben nicht mehr so viel Pubertätswut in sich, ausgefallene Popsänger haben die Schnauze voll von kindischen Texten und dem immergleichen Beat, Metalbands fangen an, andere Musikrichtungen zu hören und sich davon inspieren zu lassen, anstatt sich nur auf Metal zu versteifen.

Fangruppe A ist häufig dadurch gekennzeichnet, dass sie von Anfang an die Band haben wachsen sehen, vielleicht sind sie sogar mit der Band aufgewachsen. Sie haben der Band zum Erfolg verholfen und denken nun, dass die Band ihnen etwas schuldig ist. Alles, was neu ist, wird direkt fertiggemacht. 

Nun zur Gruppe B:

Es gibt kaum schlimmere Fans als B. Die neue Musikrichtung gut zu finden, kann auch Leuten von A passieren, das ist gar keine Frage. Nur weil etwas neu und anders ist, ist es ja nicht schlecht. Aber häufig wollen sich die B-Fans damit hervorheben, dass sie ALLES einfach ALLES von der Band mögen. Denn wenn man nicht alles mag, dann mag man die Band ja auch gar nicht. Häufig ist das als Mittel dazu gedacht, dass man neben den alteingesessenen Fans irgendwie ein Argument hervorholen kann, was ihnen doch dazu verhelfen könnte, besser zu sein als solche, die eine Band hochgepusht haben und sie seit Anfang an kennen.
Dabei ist das Hauptargument einfach nur unglaublich peinlich. Es zeugt eher vom "wahren Fan-Sein" (allein dieser Ausdruck ist schon eklig), wenn man seine Lieblingsband kritisieren kann. Man muss nicht alles gut finden, aber man sollte auch nicht alles als Scheiße abstempeln. Niemand kann sich verbessern, wenn man einem nur Zucker ums Maul schmiert.
Ähnlich wie bei Freunden: Gibt man seinen Freunden gegenüber nur positive Kommentare ab, selbst wenn derjenige scheiße aussieht, lügt man diejenigen an und ist ganz sicher kein wahrer Freund. Teilweise haben die Freunde wirklich keine Makel und man kann auch ganz ungeniert alles an ihnen toll finden, beziehungsweise man kann auch einmal ein Auge zu drücken, bei einem kleinen Makel.
Was ich damit sagen möchte: Es gibt sicherlich Leute, die ausnahmslos alles von einer Band gut finden können. Aber irgendwie sind das immer so unglaublich viele Leute, dass ich das gar nicht glauben kann. Alles hat seinen Makel. Man muss ihn nur nicht erwähnen, wenn er nichtig ist. Aber dann maßlos zu übertreiben, um sich als etwas Besseres darzustellen, ist dann was ganz anderes.

Fangruppe B ist häufig dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht von Anfang an dabei sind und deshalb Angst haben, nicht für voll genommen zu werden. Anstatt sich über die Band schlau zu machen, Texte zu lernen, auf Konzerte zu gehen oder was weiß ich, wird sich deshalb auf einfachen Wege "höhergestellt", indem einfach alles euphemisiert wird. 

Beispiele:

Linkin Park. 
Allen voran. Angefangen mit derbem Nu-Metal mit Rapelementen, haben sie sich nach dem zweiten Album komplett in die Poprichtung gezogen, nachdem der größte Hype erlangt war. Linkin Park ist Vorzeigebeispiel was diese beiden Fanlager angeht und meine Inspiration für diesen Blogeintrag ;D Leider ist ihre Musik der Alben 3, 4, 5 einfach nur absolut grausig geworden. Zwischendurch gab's dann mal wieder einen richtig rockigen Song, aber das war meist auch die einzige Perle zwischen Popgesülze und komischen Dubstepwasauchimmereinlagen.  Definitiv ein Beispiel für einen "Wandel ins Negative", der ihnen allerdings kommerziellen Erfolg vom Feinsten eingebracht hat. Zum Glück geht das neueste Album aber wieder in die alte Richtung zurück. Das Album spiegelt super wieder, wie ein Mix aus Neuem und Altem sein sollte. Es gibt die ein oder andere Ballade, aber auch Screams und Shouts werden wieder rausgekramt und Mike Shinoda rappt wie in alten Zeiten. Die perfekte Brücke aus Experimentieren, aber "bei den roots bleiben".

Emmure. 
Die ersten beiden Alben waren super, sie klangen zwar recht gleich, aber einige Songs sind trotzdem im Kopf geblieben, da sie im positiven Sinne rausstachen. Solide gut. Aber nach dem dritten Album jetzt wird es einfach nur noch langweilig. Es ist wieder genau das gleiche wie die ersten beiden Alben und man merkt überhaupt keinen Übergang zwischen den ganzen Songs. Also klingt nicht nur das ganze Album wie ein Song, sondern es würde zwischen den alten Alben auch nicht mal auffallen. Natürlich klingen die Songs gut, aber es ist einfach nur vorgerührter Brei. Ein gutes Beispiel für "solide gut", aber unglaublich langweilig.

Die apokalyptischen Reiter. 
Einfach jedes ihrer Alben ist komplett anders, aber bleibt trotzdem in dem gleichen Genre und bricht nur selten aus. Angefangen mit Death Metal, ging es über Heavy Metal und Rock und sogar Poprock. Auch Folk Metal-ähnliches konnte man teilweise hören. Balladen bestimmen mittlerweile auch immer einen bestimmten Anteil eines Albums. Warum die Band trotzdem gut bleibt? Sie bleibt im eher rockigen Bereich, bricht zum Beispiel nicht in das Elektro- oder HipHop-Genre. Wenn dann mal eine Ballade zwischendurch kommt, die nun wirklich nicht mit Death Metal vergleichbar ist, wird sie aber so gestaltet, dass sie trotzdem seine schöne Stimme & lyrisch Sinn besitzt und zu den anderen Songs passt und nicht wie jede Ballade in den Charts klingt, sondern ein eigenes Schema hat. Besonders gutes Beispiel für "Abwechslung, aber trotzdem gut", besonders, da die Leute bei "Eruption" mitgrowlen und drei Minuten später fröhlich "Die Sonne scheint mir aus dem Arsch" zu Popbeat mitsingen.

Fazit: Bands sollten sich ausprobieren. Niemand hat ihnen vorzuschreiben, was sie spielen sollen und was nicht. Wenn sie von Techno nun mal plötzlich Rock'n'Roll machen wollen, sollen sie doch. Man ist seinen alten Fans zwar nichts schuldig, aber man sollte trotzdem immer ein Auge auf diejenigen haben, die einen großgemacht haben, wie ich finde und nicht zu sehr abdriften. Wenn man seine komplette Band ändert (siehe We Butter The Bread With Butter), sollte man einfach einen neuen Namen annehmen und die alte Band in Ruhe sterben lassen, um positive Erinnerungen daran zu haben. Tut niemanden weh und man kann seine neue Musik fröhlich ausprobieren, während man aber auch immer wieder unbeschadet zu seinen Wurzeln zurückkehren kann. Win-Win-Situation da:
- alte Band bleibt in der Musikrichtung und sie kann zurückkehren. Die alten Fans sind sicher nicht begeistert vom Verlust, aber es besteht ja immer die Chance, dass irgendwann doch mal weitergemacht wird. Und wenn man angibt, dass man die Band mag, muss man sich nicht rechtfertigen oder fast schon schämen, dass dazu ja auch die neuesten Alben gehören.
- man nimmt den Ruhm seiner alten Band mit, kann einen viel passenderen neuen Bandnamen wählen und frisch anfangen, aber trotzdem mit dem Support seiner Fans. Wer die neue Band nicht mag, muss sie also nicht hören und sich auch nicht mit News zu schlimmen Musikrichtungen zubomben lassen. Der Shitstorm wird einfach verringert und man muss auch keine Sorge haben, direkt durch sowas ein schlechtes Image zu bekommen

Gut, jeder wird das wohl anders sehen und ich habe den Bands natürlich nicht vorzuschreiben, dass sie neu anfangen sollen, aber so würde ich persönlich das machen, wenn ich meine Band einmal um 180° drehen würde. Und bei vielen Bands würde ich es gut finden, wenn eine klare Trennung zwischen Alt und Neu wäre.

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